Mein Lebensbericht

In relativ jungen Jahren hörte ich auf, an Gott zu glauben. Die Pubertätszeit mit ihren Krisen begann, und ich wollte in irgendeiner Form auffal­len. Um nur das wiederzukauen, was die ältere Generation einem auf religiösem Gebiet vor­setzte, dazu kam ich mir doch zu klug vor. Durch das Lesen vieler Bücher zimmerte ich mir mein eigenes Weltbild zusammen. Mein Gott hieß damals Wissenschaft, und es war meine Über­zeugung, dass Glaube an Gott etwas für alte Leute oder kleine Kinder ist, bzw. für Menschen, die verstandesmäßig zurückgeblieben sind.

Als ich einmal über ein Thema intensiver nach­dachte, dämmerte mir, dass meine Ablehnung des Glaubens eigentlich intellektueller Überheb­lichkeit entsprang. Mein „hoher" Verstand bestimmte, was sein durfte und was nicht. Und da ich mir Gott überhaupt nicht vorstellen konnte, durfte es ihn folglich auch nicht geben. Ich erahnte, dass dies keine logische Basis darstellte. Ich war einmal nüchtern genug zuzugeben, dass, so nur das existieren dürfe, was ich begreifen kann, herzlich wenig bis gar nichts übrigbleibt. So gestattete ich in einem gewissen Sinne, ich war damals zwischen 18 und 19 Jahre alt, Gott wie­der zu existieren. Von einer persönlichen Verbin­dung mit ihm konnte natürlich nicht die Rede sein.

Als ich einmal sehr deprimiert war, ich war ca. 20 Jahre alt, betete ich zu einem Gott, den ich nicht kannte. Ich hatte zuvor vergeblich versucht, mich mit Musik und Kino abzulenken. Die Antwort Gottes kam eigentlich sofort. Ich hatte kaum eine Minute gebetet, als diese Depression bereits gewichen war und Friede mein Herz erfüllte. Ich stand auf, verließ mein Zimmer und habe prak­tisch nicht mehr nach Gott gefragt. Ich glaube nicht, inkonsequent zu sein, doch ich habe diese Antwort Gottes einfach vergessen. Die Bibel sagt: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen" (Psalm 50, 15). Der Herr half mir tatsächlich, aber leider habe ich es unterlassen, ihm dafür zu danken.

Obwohl ich die Existenz Gottes zwar nicht mehr bestritt, war ich in meinem Denken nach wie vor atheistisch geprägt. Innerlich war ich noch immer davon überzeugt, dass der Glaube an Gott einem intellektuellen Selbstmord gleichkommt. Ein blin­der Glaube sagte mir als Student wirklich nicht zu. Doch als ich etwas von der prophetischen Fülle der Bibel entdeckte, geriet ich immer mehr ins Staunen. Ich kam zu der Überzeugung, dass dieses Buch wahr ist, und ich gab Gott mein Ja, mein intellektuelles Ja. Ich begann nun erst an Gott zu glauben.

Und ich meinte, echt Christ zu sein. Mit irdischen Maßstäben gemessen, hatte ich ein moralisches Leben. Ich begann christliche Literatur zu vertei­len und bezeugte auch Jesus Christus. Ich bemühte mich, den christlichen Normen zu ent­sprechen. Da hörte ich eines Abends eine Bot­schaft. Der Verkündiger sprach über ganze Hin­gabe. Er forderte uns auf, doch konsequent zu sein und ganze Sache mit Jesus zu machen, den Schritt des völligen Vertrauens zu wagen. Die Botschaft traf mich mehr und mehr. Ich erkannte mich auf einmal als Sünder vor Gott, der sich vor Jesus und den Menschen eine schöne Maske aufgesetzt hatte. Gerade diese Maske wurde mir damals weggenommen. Ich stand da als verlorener Sünder. Niemand brauchte mir mehr zu sagen, was es heißt, verloren zu sein. Wenn man in die Gegenwart Gottes kommt, weiß man dies sehr bald.

Ich erkannte, dass Gott vollkommen gerecht ist, wenn er mich ewig verdammt. Ich erahnte etwas davon, wie Gott mich sieht. Es war mir, als würde meine Schuld zeitlich vor ihm aufgerollt. Hätte man mir nur eine Stunde vorher gesagt, dass ich ein Heuchler und in Wirklichkeit kein Christ, sondern ewig verloren bin, ich hätte wahrscheinlich gelacht. Oder vielleicht wäre ich auch verärgert gewesen, dass man mir „anständigem" Menschen so etwas überhaupt sagen kann. Ich hatte nicht gestohlen, auch nicht geraucht und getrunken (wie stolz war ich darauf), galt als ehrlich, hatte eigentlich nur Freunde. Mein Leben schien wirklich in Ordnung.

Nun aber stand ich vor Gott und wusste, warum geschrieben steht: „Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen" (Hebr. 10, 31). Damals erkannte ich noch etwas. Ich hatte dies zwar geglaubt, aber es war offensichtlich nur ein Kopfglaube gewesen, der mein Leben im Prinzip nicht verändert hatte. Nämlich, dass Jesus für mich ganz persönlich am Kreuz gestorben ist. Meine Sünde hat ihn dort angenagelt, meine Rebellion hat er getragen, für meine Schuld ist er verblutet. Vor meinem inneren Auge sah ich etwas von der Qual und den Schmerzen, die ich meinem Erlöser bereitet hatte. Der Todes­kampf am Kreuz wurde auf einmal blutige Reali­tät. Und dies alles auch um meinetwillen. Jesus hat mich tatsächlich so geliebt. Er hat das für mich getan.

In meinem Herzen tobte ein Kampf. Ich liebte mein Leben. Ich hatte alles, was ich soweit wollte: Haus, Geld, Auto, Erfolg im Studium. Und hier war das Angebot der Liebe Gottes. Ich stand vor der wichtigsten Entscheidung meines Lebens. Im Lichte dieses Kreuzes war mir klar: Jesus will mich ganz oder gar nicht. Er will nicht mein Lip­penbekenntnis, dies hatte er bereits, er will mein Herz. Die Wahl lag bei mir. Ich hatte Angst vor dieser Übergabe an Jesus. Irgendeine Stimme sagte mir, dass das Leben dann schrecklich lang­weilig, schwierig sowie freudlos werde.

Und auf einmal war da auch die Erkenntnis: Nein, wenn mich jemand so liebt, dass er für mich gestorben ist, dann kann er mit mir nichts Schlechtes oder Negatives vorhaben. Ganz zum Schluss stand ich auf. Meine Welt brach zusam­men. Innerlich zerschlagen ging ich aus der Ver­sammlung. Mein Herz war zersägt von der erschütternden Erkenntnis, die ich zutiefst emp­fand und mich völlig aufwühlte: Ist es möglich? So sehr hat er mich geliebt, und es hat mir nicht mehr bedeutet als ein frommes Lippenbekennt­nis.

Ich wollte nur noch allein sein. Ich schrie zu Gott und schüttete mein Herz vor ihm aus. Damals kapitulierte ich echt vor Jesus Christus und wurde wiedergeboren.
Meine Ideen und Interessen wurden völlig verän­dert, und es war mir, als würde ich von innen her­aus umgestaltet. Was war geschehen? Gott hatte mein Herz gesehen, und Jesus war tat­sächlich in mein Leben gekommen. Ich habe die­sen Schritt wirklich nicht bereut; denn seit dieser Zeit begann das Abenteuer des Wandels mit dem wahren Gott. Es ist unglaublich, wie dieser Gott lebendig und real ist, wie reich er beschenkt. Jesus ist ein wunderbarer Herr.

- Alexander Seibel


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