Seit einigen Jahren gibt es das Sechs Nation Rheinprojekt mit dem erklärten Ziel, die Länder, die durch diesen Fluss verbunden werden, geistlich zu reinigen.
Flüsse, so wird behauptet, sollten Segensquellen für die Nationen sein. Man beruft sich dabei auf Hes. 47 und Offb. 22.
Durch die Sünden der Menschen und Völker seien Flüsse zu Quellen der Verunreinigung geworden. Dem möchte man mit diesem Projekt entgegentreten. So heißt
es wörtlich: Das „Sechs Nation RheinProjekt“ beabsichtigt für die flussbezogenen Sünden einzutreten, für die Reinigung zu beten, an der Versöhnung
zwischen den Nationen beteiligt zu sein und daran mitzuarbeiten, die Nationen in ihre Berufung zu „bringen“. Dies geschieht durch das Aufzeigen von Schuld, deren Bekenntnis
vor Gott und vor einander als Vertreter der einzelnen Nationen, die Errichtung von Anbetungsaltären, die Proklamation der Herrschaft Jesu sowie Lobpreis und Anbetung. Dies beinhaltet
die geistliche Auseinandersetzung mit Mächten, wo immer der Herr es zeigt. Tatsächlich sind Flüsse als geistliche Kraftlinien gebraucht worden, die nun abgeschnitten
werden müssen. ...Das bedeutet: Bereitet den Weg für den Herrn (DASSECHS NATION RHEINPROJEKT, Broschüre, 2. Auflage, Mai 2005, Seite 2). Verantwortlich für
Deutschland zeichnet sich ein Nehemia e.V. mit Sitz in Mönchengladbach.
Zur Geschichte dieses Projektes heißt es, dass im Jahre 2001 einige deutsche und holländische Fürbitter sich an dem schönen Rhein erfreuten. Ihr Gast, Ana
Mendez, eine Fürbitteleiterin aus Mexiko, empfing einen Impuls hinsichtlich der geistlichen Einflüsse des Rheins auf die gesamte Region. Nach der ersten Begeisterung
der Fürbitter fanden sie bald nicht nur viele Fakten, die diesen Impuls bestätigten, sondern auch Offenbarung, Führung und Bestätigung vom Herrn. ...Wir begriffen,
dass, neben Lobpreis, Anbetung und Proklamation, auch Versöhnung und identifizierbare Busse das Gerüst des Projekts sein sollte (ibid. S. 3).
Man hat hier die typischen Elemente der Geistlichen Kampfführung, die belegen, in welch magischen Vorstellungen sich diese „Kämpfer“ bewegen. Bezeichnend ist
auch der Anfangsimpuls, welcher eine mediale Steuerung verrät. Über Frauen als Medien, angebliche Fürbitteleiterinnen, werden oft diese „prophetischen Eindrücke“ empfangen.
So heißt es weiter: Diese Aktionen wurden als von Gott inspiriert verstanden... Während der letzten Jahre initiierten Fürbitter und Kirchen ähnliche Aktionen
entlang der Flüsse auf dieser Erde (ibid).
Dann wird eine Liste von „rheinbezogenen“ Sünden angeführt, angeblich durch „geistliche Belastungen“ des Gewässers in seiner Umgebung hervorgerufen
(ibid. S. 5).
Als Gegenmaßnahme proklamiert man nicht nur Lobpreiswellen (ibid. S. 3), sondern auch Gebet und Salbung an der Quelle des Hinterrheins wie auch Aufarbeitung der Schuld am Rhein.
Zur Versöhnung gehören Handlungen an besonders strategischen Orten, die als „Prophetischer Akt“ bezeichnet werden (ibid. S. 17). So soll u.a. auch eine Schifffahrt
von Rotterdam nach Basel für 80.000 € organisiert werden (ibid. S. 18).
Als Erfolg wertet man, dass bereits mit den ersten „Reinigungsmaßnahmen“ begonnen wurde. So heißt es: Bereits im September 2002 sind schweizerische, österreichische
sowie liechtensteinische Fürbitter unter der Leitung von Wolfgang Simson (Herv. von A.S.) am Vorderrhein in „den Riss getreten“ und
sind entlang vom Vorderrhein bis nach Basel unterwegs gewesen, um den Fluss geistlich zu reinigen (ibid. S. 6).
Wir leben leider in einem magischen Zeitalter. Solche Aktionen passen nahtlos in eine Zeit und Generation, für die Harry Potter das große Vorbild geworden ist. Im Prinzip
bekämpft man die schwarze Magie mit der weißen Magie.
Wolfgang Simson sieht sich als Förderer transformatorischer Prozesse in Regionen, Städten und Nationen. Er ist eng verzahnt mit der Gemeindewachstumsbewegung und war Vorstandsmitglied
der British und der European Church Growth Association, der deutschen AGGA (Arbeitsgemeinschaft Gemeindeaufbau).
Auf seiner Homepage kann man unter dem Titel „Der prophetische Dienst“ folgendes lesen: Viele Jahre lag das Feld des prophetischen Dienstes einfach brach, was auch
immer die Gründe dafür waren. Geblieben ist jedoch keine Lücke, nicht das Empfinden eines Defizits, kaum die Sehnsucht nach Neubelebung. Über Jahre, vielleicht
Jahrhunderte haben wir dieses Defizit kultiviert, den prophetischen Dienst der Vergangenheit zugeordnet. Tatsache ist, Gott hat über einen langen Zeitraum selten auf diese Weise
zu uns gesprochen. Aber ist das Rechtfertigung genug, dass Prophetien im Leben und Planen der meisten Gemeinden keine Rolle spielen?
Wolfgang Simson ist Anhänger der von Peter Wagner vertretenen und propagierten Geistlichen Kampfführung. Er war auch Herausgeber des Freitagsfaxes (heute Joelnews, Herausgeber
Marc van der Woude), das sich oft genug ähnlich abenteuerlich gezeigt hat wie dieses „Rheinprojekt“. Man konnte darin eine bunte Mischung von Zeichen, Wundern, atemberaubenden
Heilungen, bizarren Phänomenen usw. finden. Es wurde eindrücklich versucht zu beweisen, wie apostolische Kräfte neu wieder auftreten und sich ausweiten, besonders eben
auch die Gabe der Prophetie.
Fazit: Bei dieser Art von „Wiederbelebung“ angeblich apostolischer Charismen könnte in unseren Tagen die Magd mit dem Wahrsagegeist (Apg. 16,16) in den meisten Kirchen
und Freikirchen als „begnadete“ Prophetin angestellt werden.
Alexander Seibel