Kathryn Kuhlman

Stellungnahme zu dem Buch Kathryn Kuhlman von Jamie Buckingham, Fix-Verlag, 1979.

Obwohl von Menschen geschrieben bzw. herausgegeben, die diese Frau liebten und verehrten, ist es ein erschütterndes Zeugnis für die Macht der Verführung bzw. Unwahrhaftigkeit dieser letzten Tage. Es wird offen zugegeben, dass Kuhlman, sie lebte von 1906 bis 1976, ihr Alter nie preisgegeben hat und deswegen etlichen Leuten einfach Falsches sagte: Es war für sie ein besonderes Vergnügen, wenn sie die Presse hereinlegen konnte ... Sie hatte, obwohl bereits sterbenskrank, den Arzt in bezug auf ihr Alter angeschwindelt. Bis zu ihrem Ende blieb dieser Stolz bestimmend in ihrem Leben,... (Seite 16). Das war ein unerklärlicher Zug an ihr, den sie bis zu ihrem Tod beibehielt. Selbst als sie schon Endsechzigerin war, bestand sie noch darauf, dass ihr Radioansager sie mit den Worten ankündigte: „Und nun Kathryn Kuhlman, die junge Frau, auf die sie alle gewartet haben“ (Seite 83).

Es wird weiterhin berichtet, wie sie einen feurigen Pfingstprediger namens Burroughs Waltrip heiratete, der seine Frau und beiden Kinder verließ, um Kathryn Kuhlman zu ehelichen (Seite 84-88). Sie ließ sich ca. sechs Jahre danach (1944) scheiden und hat öfters während dieser Zeit und auch danach die Tatsache ihrer Ehe mit einem Geschiedenen abgeleugnet und Leute, die dies verbreiteten, als Verleumder bezeichnet. Als sie von Robert Hoyt (das Interview fand 1952 statt, Anm.) vom „Akroner Beacon Journal“ interviewt wurde, leugnete sie jemals verheiratet gewesen zu sein. „Wir waren nie verheiratet. Ich habe nie ein Ehegelübde abgeschlossen“ ... Drohend erhob sie den Finger und schrie den Reporter an: „Das ist die Wahrheit, so wahr mir Gott hilft“  (Seite 132). Um diese Zeit machte sie nämlich schon Schlagzeilen als Wunderheilerin.

Es wird in diesem Buch offen zugegeben, wie sie keinen Widerspruch duldete: Kathryn war eine Einzelgängerin. Sie lehnte jeglichen Rat ihrer Freunde ab. Unterordnung war ihr etwas Fremdes, besonders wenn es sich um einen Mann oder um eine Gruppe von Männern handelte, denen sie
sich unterordnen sollte. „Jeder Christ sollte von Gott direkt hören“, sagte sie. „...Unterordnung Männern gegenüber ist Knechtschaft. Ich möchte frei sein und Gott direkt zu mir reden lassen“ (Seite 85). Man vergleiche dazu Jer. 2,20.

Ebenso offen wird berichtet, wie sich alles um sie drehen musste: Sie bestand darauf, dass sie im Mittelpunkt stand. Während der 4 oder 5 Stunden dauernden Versammlung setzte sie sich nicht ein einziges Mal,... In der Tat blieb sie irgendwie immer ein wenig in Bewegung, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich gerichtet zu halten. ... Sie gestattete niemanden, ihr das Mikrophon aus der Hand zu nehmen. Sie stand immer dicht neben der Person, die gerade ein Zeugnis gab. Wenn der Betreffende kein Ende finden konnte, unterbrach sie und betete mit ihm, worauf er „unter der Kraft“ zu Boden sank (Seite 219-220). Welcher Kraft?

Das ganze war eine riesige Show: Sie kannte Hollywoods Grundsatz. Die Show musste weitergehen. Sie riss sich zusammen und machte sich auf den Weg in den Schminkraum. Die Arbeit wartete (Seite 263). Dementsprechend waren ihre Auftritte und Kleider: Als sie starb, hingen in ihrem Erdgeschoss 75 Kanzelgewänder sowie eine große Anzahl Bühnenkleider für ihre Fernsehauftritte – jedes einzelne im Wert von mehreren hundert Dollar. ...Niemand zweifelte jemals daran, dass Kathryn Kuhlman Vorliebe für hochelegante Kleidung hatte. ...Trotzdem liebte sie ihre teuren Kleider, ihre wertvollen Juwelen, die Luxushotels und das Reisen in der ersten Klasse. Um einen Ausgleich zu schaffen, erzählte sie deshalb ständig aus ihrer armen Kindheit. Dadurch – so hoffte sie – konnte sie sich die notwendige Identifikation mit den Armen verschaffen, während sie sich andererseits den Luxus einer Königin gönnte (Seite 243-244).

Typisch für diesen Geist ist auch die völlig ökumenische Ausrichtung: Der Veröffentlichung war ein Photo beigefügt, auf dem der Papst (Paul VI, Anm.) Kathryns Hand hielt und unter dem zu lesen stand: „Seine Heiligkeit sprach Miss Kuhlman für die ‚bewundernswerte Arbeit’, die sie tue, sein Lob aus und ermunterte sie, diese Arbeit 'GUT ZU MACHEN!'" (Seite 246). Welche Arbeit?

Dies sind nur ein paar wenige Hinweise. Das ganze Buch ist ein erschütterndes Dokument. Bekanntlich erkennt man an der Frucht den Baum, falls man noch etwas nüchtern ist und sich von auffallenden Wundern und Heilungen sowie großen Menschenmassen nicht unbedingt blenden lässt. Wenn nun gemäß Eph. 5, Vers 21 ein Kennzeichen des Erfülltseins mit dem Heiligen Geist die Bereitschaft ist, sich unterzuordnen, dann hat man wirklich die größte Mühe einzusehen, wie der Heilige Geist, der bekanntlich der Geist der Wahrheit ist, so eine Person erfüllen konnte? Dies wird ja immer behauptet, weil solche einmaligen Wunderzeichen geschahen. Nie hat es seit den Tagen der Apostel einen Dienst wie den ihrigen gegeben. Dies kann nur damit erklärt werden, dass sie tatsächlich einmalig war, dass Gott sie dazu ausgesondert hatte, eine besondere Salbung des Glaubens and der Kraft zu empfangen. Wie Johannes der Täufer Christus in diese Welt einführte... so bahnte Kathryn in einzigartiger Weise dem Heiligen Geist den Weg (Seite 20l).

Auch war sie keine Randfigur, wurde sie doch von fast der ganzen Elite der charismatischen Bewegung hofiert. So sprach sie auf Einladung von Dan Malachuk, dem Präsidenten von Logos, in Jerusalem. Der Aufsichtsrat von „Logos International Fellowship“, zu dem einige der bekanntesten Persönlichkeiten der charismatischen Bewegung, wie David du Plessis, Reverend Dennis Bennett, General Ralph Haines und andere, gehörten... (Seite 283). David Wilkerson arbeitete mit ihr zusammen (Seite 193). Oral Roberts war von ihr begeistert.

Ralph Wilkerson, Gründer von Anaheim Christian Center, Melodyland, holte sie auf Grund einer Vision, die ein gewisser Ward von der Assemblies-of-God-Kirche hatte, an die Westküste (Seite 193). Und was noch wichtiger war, er (R. Wilkerson, Anm.) ließ sich in seinem Glauben, dass
Gott sie an die Westküste gesandt hatte, nie erschüttern, auch nicht durch Kathryns manchmal groteskes Verhalten. Trotz ihrer Neigung zum Exzentrischen sah er in ihr Gottes Magd (Seite 203). Bei Treffen der FGBMI (Geschäftsleute des vollen Evangeliums, heute „Christen im Beruf“) trat ihre Kraft manchmal besonders zutage (S. 206). Man war fasziniert von ihren Wunderkräften. Sie war ein Kanal der Kraft. Welcher Kraft?

Sie glaubte zutiefst an ein neues Wirken des Geistes und sah sich darin als entscheidendes Werkzeug und mit der Berufung auf Joel an die Ausgießung des Heiligen Geistes auf alles Fleisch (Seite 205). Dies ist generell die eschatologische Überzeugung der charismatischen Strömungen.

Auch Frank Laubach, der bekannte Bildungsfachmann, Missionar und Mystiker, der im Zuge des gegenwärtigen magisch-mystischen Gefälles unserer Tage immer populärer wird, war ein großer Bewunderer von Kathryn Kuhlman. „Sie sind ein wundervoller Mensch! ... mein Gebet ist, Gott möge es mir ermöglichen, wieder einmal bei Ihnen zu sein, um etwas von der strahlenden Kraft des Heiligen Geistes zu erlangen, die von Ihnen ausgeht wie sonst von keinem, den ich kenne, Sie wunderbare Frau!“ (Seite 216-217).

Der Mann allerdings, der am meisten den Geist von Kathryn Kuhlman übernommen hat, ist Benny Hinn, der derzeit populärste „Wundermann“ und Heilungsevangelist. Sie ist die prägendste Gestalt in Hinns Leben gewesen, und er sieht sich heute als Vollstrecker ihres Erbes. Auch ihr Grab besucht er regelmäßig. Hinns Faszination in Bezug auf  Kathryn Kuhlman geht so weit, dass er sogar berichtete, wie er ihr in einer Vision zusammen mit Jesus im Himmel begegnete. Ich hatte eine Vision in der Nacht ... Ich sah mich in einen Raum gehen, und dort stand Kathryn Kuhlman ... Und sie sagte: „Folge mir.“ Das war alles, was sie sagte. Und ich folgte ihr in einen zweiten Raum. In diesem zweiten Raum stand der Herr ... Als ich erwachte, als ich aufstand, als ich aus dieser Vision herauskam, zitterte und schwitzte ich von Kopf bis Fuß (G. Richard Fischer und M. Kurt Goedelman, „The Confusing World of Benny Hinn“, Personal Freedom Outreach 1997,  Seite 193-194).

Es ist in der Tat erschütternd, welch eine Verführungswoge die Gemeinden überrollt. Hat uns Gottes Wort umsonst vor lügenhaften Zeichen und Wundern sowie kräftigen Irrtümern für diese letzten Tage (2. Thess. 2,9-11) gewarnt? So sehr wir die Geschwister und Menschen in diesen Strömungen lieben sollen, so ist dennoch dieser Woge des frommen Spiritismus gegenüber
keine neutrale Haltung möglich. Man kann in der Tat bei gewissen Lehrfragen großzügig sein, doch ist uns dies auch bei falschen Geistern gestattet? Es wäre Lieblosigkeit, hier die Gläubigen ungewarnt zu lassen.

Es ist heute üblich, Gefahren zu bagatellisieren. Viele Glaubensgeschwister sind einem Simson vergleichbar, der im Schoss seiner Henker friedlich schlummerte. Wann werden die Gläubigen endlich aufwachen (Mark. 13,37)?

Alexander Seibel


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